Sonntag, 19. August 2012

Zwischenstand.


Heute und morgen habe ich frei. Heute, weil Sonntag ist und morgen weil da ein muslimischer Feiertag ist. Ist auch mal ganz schön.
Langsam kristallisiert sich auf der Arbeit auch raus was ich tun soll.
Mein erstes Projekt ist eine recht detailreiche, große Darstellung vom Potential der Solarenergienutzung in der Lake Viktoria Region. Alles auf Englisch versteht sich.
Ich glaube wenn ich wiederkomme ist mein Englisch besser als mein Swahili.
Ein Haus hab ich immer noch nicht. Ich wohne noch beim Chef. Mit dem komm ich wirklich super klar. Ich werde auch oft zu Meetings, Feiern etc mitgenommen. Dort werde ich dann meistens vorgestellt und alle freuen sich, wenn man ein paar Brocken Swahili zum Besten gibt.
Gestern war hier eine Art regionaler Feiertag, der "Tag der Alten". Man feiert die Alten Menschen für ihre Weisheit und erinnert die jungen daran, dass die Alten es eben manchmal besser wissen.
Solche Feiertage sind hier oft halb traditionell und halb kirchlich.
Gestern war also anlässlich des Feiertages eine dreistündige Messe. In der Messe wird wie bei uns gespendet. Allerdings sind die Beträge hier vom Verhältnis her wesentlich größer. Außerdem hat jeder einen Briefumschlag mit seinen Daten drauf, damit die Kirche nachhalten kann wieviel jeder gespendet hat. Im Gegensatz zu der einen Kollekte, die es bei uns gibt, gibt es hier mehrere Kollekten, deren Bestimmung vorher angeagt wird. Die erste Kollekte für die Kirche, die zweite für die Alten und die dritte für die Kinder.
Wenn jemand kein Geld hat, gibt er stattdessen eine Sachspende. Manche spenden auch einfach so etwas. Deshalb gibt es nach der Messe vor der Kirche einen riesigen Kreis aus allen Gemeindemitgliedern. Die Sachspenden werden dann in einer Art Auktion versteigert, der Erlös geht an die Kirche. Dabei wird oft mehr bezahlt als das ganze Wert ist, weil es sich gleichzeitig um eine Spende handelt. Außerdem wird oft mitgeboten und nachdem man den Artikel ersteigert hat, verschenkt man den Artikel an einen der Anwesenden. Ich bin froh das mein Chef einen großen Kofferraum hat, die Leute sind nämlich davon überzeugt, das ich so ziemlich alles mal probieren sollte, deswegen besitze ich jetzt Süßkartoffeln, Yams, Maniok, Ugali etc. in rauhen Mengen, weil die Leute alle für mich gesteigert haben. Ich selbst hab mich dann zur großen Freude der Anwesenden auch daran beteiligt und hab für 3000TSH ein super-leckeres Brot und für 1000TSH Schuhputzcreme ersteigert.
Swahili ist meistens erste Fremdsprache. Muttersprache ist die Stammessprache. In Tansania gibt es ungefähr 60 Stämme und jeder hat eine eigene Sprache, die sich allerdings teilweise deutlich vom Swahili unterscheidet. In meiner Region in Bukoba , sowie eigentlich im Großteil von Kagera (meinem district, kommt unserem Bundesland gleich) ist der dominierende Stamm. Der Stamm der Haya, dementsprechend wird viel Kihaya gesprochen, was ich aber nun gar nicht verstehe. Zum Glück reden die meisten Leute Swahili oder Englisch, wenn sie merken das ich kein Kihaya verstehe. Allerdings werden Gespräche untereinander, Messen, Reden etc auf Kihaya abgehalten was manchmal ziemlich ermüdend sein kann.
Ich kriege vermutlich Mitte der Woche meinen Motorradführerschein. Dann wäre ich endlich mobil und könnte selbstständig zur Arbeit fahren.
Mein Chef ist wirklich super. Er war schon öfters in Deutschland und hat dadurch bedingt eine gewisse Toleranz gegenüber Dingen, die andere Tansanier wohl schwierig finden würden. So sind zB meine Tunnel hier ein Zeichen für den Stamm der Massaai. Ein Weißer mit Tunneln wirkt befremdlich auf die Leute. Innerhalb der Familie des Chefs wurde ich freundlich aufgenommen und werde auch als Sohn bezeichnet. Ist wirklich angenehm und erleichtert einem in vielerlei Hinsicht den Einstieg in die fremde Kultur.

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