Sonntag, 18. November 2012

Führerschein


Aus versicherungstechnischen Gründen und weil ich vorhaben mir den Führerschein in Deutschland anerkennen zu lassen, habe ich mich dazu entschieden einen regulären tansanischen Führerschein zu machen.
Das Ganze war einfacher als gedacht und ging auch schneller von Statten als befürchtet.
Ich bin also erst einmal zum zuständigen Ministerium gegangen und hab mich erkundigt was ich dafür benötigen würde. Ich bräuchte eine Bestätigung von der Fahrschule, das ich diese erfolgreich absolviert habe, dann müsste ich den Antrag stellen, der müsste von der Polizei genehmigt werden und dann würde ich meinen Führerschein bekommen. Das alles wäre aber völlig unnötig, da ich ja Mzungu wäre, mich also niemals jemand anhalten würde. Außerdem hätte ich ja meinen internationalen Führerschein. Ich habe denen dann erklärt, dass ich ja nur einen Auto- und keinen Motorradführerschein hätte und ich hier quasi nur Motorrad fahren würde.
Soweit so gut. Klingt ja recht einfach. Ich bin also zur Fahrschule gegangen habe denen die Situation erklärt und meinen internationalen Führerschein vorgelegt. Wieder sagte man mir das es unnötig wäre einen tansanischen Führerschein zu machen und wieder erklärte ich warum ich einen tansanischen Führerschein benötigen würde.
Nach Durchsicht meiner Dokumente fragte man mich ob ich denken würde das ich die Fahrschule nötig hätte, die Fahrschule in Deutschland wäre doch sicherlich viel besser. Ich sagte ich ginge davon aus, das ich eine Theorieprüfung auf Anhieb bestehen würde, das ich seit 5 Jahren Auto fahren würde und das ich seit einem Monat problemlos Motorrad fahren würde. Man bot mir an direkt eine Theorieprüfung zu absolvieren, sollte ich diese bestehen, würde ich sofort meine Bestätigung bekommen, das ich erfolgreich die Fahrschule absolviert hätte.
Gesagt getan.
Die Prüfung erwies sich als recht einfach, mit meinem Theoriewissen aus der deutschen Fahrschule war ich deutlich überqualifiziert.
Nach bestandener Prüfung musste ich eine Stunde warten, dann gab es eine Bescheinigung über der Bestehen der Fahrschule und ab ging es wieder zum Ministerium.
Dort musste ich einen Personalbogen ausfüllen, es wurde Fingerabdrücke genommen und ein Foto gemacht.
Das wars.
Danach hieß es nur noch warten.
Leider kam mir das Wochenende dazwischen, so dass ich meinen Führerschein erst am Montag in Empfang nehmen konnte.
Insgesamt hat die Prozedur ungefähr eine Woche gedauert.
Jetzt fahre ich mit einem tansanischen Führerschein durch die Gegend.
Bin gespannt wann ich meine erste Polizeikontrolle habe.

Montag, 5. November 2012

Field trips


Vom 31.10 bis zum 02.11 hatten wir bei KADETFU Besuch von der Vertreterin einer französischen NGO. Deren tansanische Zweigstelle befindet sich in Mwanza. Da eine Kooperation unserer beiden NGO´s angestrebt wird, wollten wir unserem Besuch einen Überblick über das Aktivitätsspektrum von KADETFU geben. Zu diesem Zweck wurde ein 3-tägiger field trip angesetzt.

Mittwochmorgen um 9Uhr war ein Meeting angesetzt. Typisch tansanisch, gab es erstmal eine ellenlange Vorstellungsrunde und einen Überblick über die Aktivitäten beider NGO`s.

Danach ging es dann los, raus aus Bukoba. Zuerst besuchten wir eine Schule, welche von KADETFU dabei unterstützt wird das Schulgelände nachhaltig zu verwalten und vor allen Dingen Bäume zu pflanzen. Zur Schule gehören eine kleine Baumschule und mehre kleine Baumplantagen.

Solche Besuchen laufen fast immer gleich ab. Hier mal eine Übersicht anhand des Beispiels unseres Besuchs bei der ersten Schule. Zuerst einmal wird man begrüßt. Wahlweise durch den Schuldirektor oder das gesamte Lehrerkollegium. Danach setzt man sich ins Büro des Direktors. Es folgt eine Vorstellungsrunde. Dann wird ein Überblick über die Aktivitäten der Schule gegeben und inwiefern KADETFU sie dabei unterstützt. Irgendwann geht man dann wieder raus und guckt sich die besagten Aktivitäten vor Ort an. Das waren im Beispielfall die Baumschule und die Baumplantagen. Dann gibt es eine kurze Verabschiedung und weiter geht es zum nächsten Projekt.

Das nächste Projekt war ein Landwirt, der auf chemische Pestizide, Dünger etc. verzichtet. Wir würden sagen ein Ökobauer. In Tansania nennt man das „organic farmer“. Zum düngen wird zB ganz klassisch Kuhdung verwendet. Der Erfolg war gut sichtbar. Ich habe während meines bisherigen Aufenthaltes noch keine größere Bananenpflanze gesehen!
Als Snack für Zwischendurch gab es dann eine Portion Grashüpfer.

Und schon ging es weiter zum nächsten Projekt. Wieder eine Schule. Wieder gepflanzte Bäume.

Weiter ging es auf einer recht abenteuerlichen Piste, vom Chef liebevoll „off-road street“ genannt. Eine Strasse war dort allerdings in keinster Weise zu erkennen. Wir sind einfach nur solange den Berg hinunter gefahren bis es absolut kein Weiterkommen gab. Dann sind wir ausgestiegen und haben den Rest der Strecke ca. 20Minuten lang zu Fuß zurückgelegt. Ziel war ein kleines Fischerdorf in einer Bucht. Dort hatte KADETFU einen Fischlande- und Verarbeitungsplatz und eine Toilette angelegt.
 
 
 
Die gefangenen Fische werden direkt nach dem Fang sortiert und bei entsprechender Größe direkt in einen Container mit Eis verfrachtet. Die Container werden dann per Schiff abgeholt und von einer Sammelstelle aus nach Europa exportiert. 
Während unseres Meetings mit den dort ansässigen Fischern hat es dann angefangen wie aus Eimern zu schütten. Da man in Tansania Regen auf eine gewisse Art und Weise fürchtet, verließen wir das Gebäude erst geschätzte 2 Stunden später, als der Regen aufgehört hatte und traten wieder den Rückweg an, diesmal den Berg hoch.

Auf dem Rückweg nach Bukoba haben wir dann als letzte Station noch ein Fischerdorf besichtigt. Dort beklagte man sich bitterlich über zurückgehende Fänge. Schuld wären die illegalen Fischer. Es dauerte eine Zeit bis ich verstand, wie das definiert ist. Ein illegaler Fischer ist ein normaler Fische, der zum fischen ein Netz verwendet, welches eine kleinere Maschenweite aufweist, als es der Fall sein sollte. Dadurch fängt er außer den großen Fischen auch die kleinen. Die kleinen haben somit nie die Chance groß zu werden. Da sich die kleinen allerdings problemlos verkaufen lassen, verdient der „illegale Fischer“ doppelt. Das beinahe jeder Fischer gleichzeitig illegaler Fischer ist und man sich quasi über sich selbst beschwert ist jedem bewusst, es hält einen allerdings nicht davon ab sich zu beklagen. Typisch tansanische „Logik“.

Damit war der erste Tag dann auch schon vorbei und es ging wieder zurück nach Bukoba.


Donnerstagmorgen ging es dann wieder um 8Uhr los. Zuerst fuhren wir zu einer Schule, in welcher KADETFU sogenannte ECOSAN-Toiletten gebaut hat. Das sind Toiletten die kein Wasser benötigen. Die Fäkalien werden in Containern aufgefangen, es wird Asche nach geschüttet, zur Geruchsneutralisation. Wenn der Container voll ist, wird er gelagert. Je nach Containergröße dauert es dann eine bestimmte Zeit, bis der Conteinerinhalt sich zu einem vorzüglichen Dünger entwickelt hat. Dieser wird dann auf der ebenfalls in der Schule angelegten Plantage für Nutzpflanzen und Bäume verteilt.
Diesselbe Art von Toilette haben wir dann direkt im Anschluss nochmal gesehen, diesmal allerdings in privater Nutzung bei einem Farmer, der den so entstandenen Dünger nutzt um seine Feldfrüchte zu düngen.

Danach ging es zu einem Strand, an dem KADETFU eine öffentliche Toilette gebaut hatte. Am Strand gibt es zusätzlich einen Fischlande- und Verarbeitungsplatz, sodass die dort arbeitenden Fischer ihre Notdurft nicht mehr wild verrichten müssen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Anschließend fuhren wir zu einem Fischlande- und Verarbeitungsstelle die nicht genutzt wird. Problem ist hier wohl eine Unstimmigkeit zwischen Regierungsvertretern, den Fischern und einigen Privatpersonen. Die Landschaft dort war wirklich schön und ich hab im Anschluss an das Gespräch mit den Fischern noch einige Fotos geschossen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Von dort aus fuhren wir dann zu einer Aquakultur. Dort hat man sich auf Catfish spezialisiert. Die Anlage ist recht groß, verfügt über viele Naturteiche und sogar künstliche Aufzuchtbecken. Ein aufstrebendes Unternehmen, das beständig expandiert.









Da es mittlerweile Mittag war, fuhren wir ins nächstgrößere Dorf um dort in einem Hotel zu essen.

Mir ging es den ganzen Tag über schon nicht besonders gut, weshalb ich mich dazu entschied zurück nach Bukoba zu fahren und ein Krankenhaus aufzusuchen.
Der Malariatest war zum Glück negativ.

Somit verpasste ich den Rest des Tages und auch die Besichtigungen am Folgetag.
Zum Abschlussmeeting am Freitagnachmittag war ich dann wieder im Büro. Es gab eine Art Feedbackrunde und zum Abschluss wurden weitere gemeinsame Maßnahmen beschlossen.
Im Dezember geht es dann also weiter.