Donnerstag, 30. August 2012

Erste Erfahrungen mit der Politik in Tansania


Heute war ich auf einer Art Parteitag der CCM. Die CCM ist die regierende Partei Tansanias, die auch den Präsidenten Kikwete stellt. Mitgenommen hat mich ausnahmsweise mal nicht mein Chef, sondern ein Kollege aus dem Büro. Ich ging anfangs davon aus das wir arbeitsbedingt unterwegs waren. Missverständnisse sind beim Englisch-Swahili-Gemisch zwar nicht unüblich. Aber da besagter Kollege für das Amt eines Ward Counselors kandidiert, könnte ich mir gut vorstellen, das das Missverständnis gewollt war.
Das Treffen selbst fand in einer Schule statt, die zu diesem Zweck mit Bänken vollgestellt und entsprechend dekoriert wurde. Gelb-Grün, die Farbe der CCM.

Vorne war eine kleine Bühne aufgebaut auf der Parteifunktionäre, Bewerber für politische Ämter und eben ich saßen. Der Rest saß auf Bänken. Geschätze 800 Leute in der Schulhalle und weitere Leute die an den Fenstern und Türen standen.

Wie in Tansania üblich stellten sich zu beginn erstmal die Parteifunktionäre vor. Später folgten dann die Kanidaten für diverse Ämter. Und wie könnt es anders sein, ich sollte mich natürlich auch vorstellen. Was sich mit meinen mangelnden Swahilikenntnissen als schwierig herausstellte. Mein Kollege übersetzte also was ich ihm auf Englisch diktierte. Nach wenigen Sätzen, gab mir die Menge lauthals zu verstehen, das ich doch bitte selbst sprechen sollte. Ich stellte mich also mit einer Mischung aus Englisch und Swahili vor und setzte mich wieder hin. Natürlich nicht ohne vorher euphorisch beklatscht zu werden und allen auf der Bühne anwesenden Personen die Hand geschüttelt zu haben. Als Weißer ist man halt was besonderes und erfährt gerade bei solchen Veranstaltungen einen gewissen Prestige.

Auch interesant sind die „Uniformen“ der Parteifunktionäre. Da man adidas-Anzüge praktischerweise in allen Farbkombinationen bestellen kann, laufen die wichtigen Leute mit Gelb-Grünen adidas-Anzügen herum!

Sonntag, 19. August 2012

Zwischenstand.


Heute und morgen habe ich frei. Heute, weil Sonntag ist und morgen weil da ein muslimischer Feiertag ist. Ist auch mal ganz schön.
Langsam kristallisiert sich auf der Arbeit auch raus was ich tun soll.
Mein erstes Projekt ist eine recht detailreiche, große Darstellung vom Potential der Solarenergienutzung in der Lake Viktoria Region. Alles auf Englisch versteht sich.
Ich glaube wenn ich wiederkomme ist mein Englisch besser als mein Swahili.
Ein Haus hab ich immer noch nicht. Ich wohne noch beim Chef. Mit dem komm ich wirklich super klar. Ich werde auch oft zu Meetings, Feiern etc mitgenommen. Dort werde ich dann meistens vorgestellt und alle freuen sich, wenn man ein paar Brocken Swahili zum Besten gibt.
Gestern war hier eine Art regionaler Feiertag, der "Tag der Alten". Man feiert die Alten Menschen für ihre Weisheit und erinnert die jungen daran, dass die Alten es eben manchmal besser wissen.
Solche Feiertage sind hier oft halb traditionell und halb kirchlich.
Gestern war also anlässlich des Feiertages eine dreistündige Messe. In der Messe wird wie bei uns gespendet. Allerdings sind die Beträge hier vom Verhältnis her wesentlich größer. Außerdem hat jeder einen Briefumschlag mit seinen Daten drauf, damit die Kirche nachhalten kann wieviel jeder gespendet hat. Im Gegensatz zu der einen Kollekte, die es bei uns gibt, gibt es hier mehrere Kollekten, deren Bestimmung vorher angeagt wird. Die erste Kollekte für die Kirche, die zweite für die Alten und die dritte für die Kinder.
Wenn jemand kein Geld hat, gibt er stattdessen eine Sachspende. Manche spenden auch einfach so etwas. Deshalb gibt es nach der Messe vor der Kirche einen riesigen Kreis aus allen Gemeindemitgliedern. Die Sachspenden werden dann in einer Art Auktion versteigert, der Erlös geht an die Kirche. Dabei wird oft mehr bezahlt als das ganze Wert ist, weil es sich gleichzeitig um eine Spende handelt. Außerdem wird oft mitgeboten und nachdem man den Artikel ersteigert hat, verschenkt man den Artikel an einen der Anwesenden. Ich bin froh das mein Chef einen großen Kofferraum hat, die Leute sind nämlich davon überzeugt, das ich so ziemlich alles mal probieren sollte, deswegen besitze ich jetzt Süßkartoffeln, Yams, Maniok, Ugali etc. in rauhen Mengen, weil die Leute alle für mich gesteigert haben. Ich selbst hab mich dann zur großen Freude der Anwesenden auch daran beteiligt und hab für 3000TSH ein super-leckeres Brot und für 1000TSH Schuhputzcreme ersteigert.
Swahili ist meistens erste Fremdsprache. Muttersprache ist die Stammessprache. In Tansania gibt es ungefähr 60 Stämme und jeder hat eine eigene Sprache, die sich allerdings teilweise deutlich vom Swahili unterscheidet. In meiner Region in Bukoba , sowie eigentlich im Großteil von Kagera (meinem district, kommt unserem Bundesland gleich) ist der dominierende Stamm. Der Stamm der Haya, dementsprechend wird viel Kihaya gesprochen, was ich aber nun gar nicht verstehe. Zum Glück reden die meisten Leute Swahili oder Englisch, wenn sie merken das ich kein Kihaya verstehe. Allerdings werden Gespräche untereinander, Messen, Reden etc auf Kihaya abgehalten was manchmal ziemlich ermüdend sein kann.
Ich kriege vermutlich Mitte der Woche meinen Motorradführerschein. Dann wäre ich endlich mobil und könnte selbstständig zur Arbeit fahren.
Mein Chef ist wirklich super. Er war schon öfters in Deutschland und hat dadurch bedingt eine gewisse Toleranz gegenüber Dingen, die andere Tansanier wohl schwierig finden würden. So sind zB meine Tunnel hier ein Zeichen für den Stamm der Massaai. Ein Weißer mit Tunneln wirkt befremdlich auf die Leute. Innerhalb der Familie des Chefs wurde ich freundlich aufgenommen und werde auch als Sohn bezeichnet. Ist wirklich angenehm und erleichtert einem in vielerlei Hinsicht den Einstieg in die fremde Kultur.

Dienstag, 14. August 2012

Karibu Tansania!


Am 31. Juli bin ich Abends in Frankfurt in ein Flugzeug gestiegen und nach Addis Abeba geflogen. Fliegen ist übrigens absolut super! =)
In Addis Abeba, der Hauptstadt von Äthopien hatten wir einen längeren Zwischenstop bevor wir weiter nach Dar es Salaam geflogen sind.
 
Die erste Hürde in Tansania war das Touristenvisum. Nachdem wir alle unser Touristenvisum hatten, sind wir draußen vor dem Flughafen von 2 Freiwilligen vorrangegangener Ausreisejahrgänge in Empfang genommen worden.
 
Vom Flughafen aus gings in 2 Mietwagen zur Mbagala Mission, welche für die nächsten 3 Tage unser Zuhause war. In diesen 3 Tagen schnupperten wir die erste tansanische Luft, lernte unsere ersten Worte Kiswahili und kauften das erste Mal ein.
 
Nach 3 Tagen fuhren wir mit einem öffentlichen Bus nach Mlalo. Dort absolvierten wir unseren eigentlichen Kiswahili-Sprachkurs.
 
Wir schloss mich ab dem 2. Tag leider nicht mehr mit ein, da ich auf einer Wanderung unvernünftigerweise Flusswasser getrunken hatte, was mich für 3 Tage völlig außer Gefecht gesetzt hat und dessen Nachwirkungen ich bis heute noch spüre.
 
Nach 7 Tagen in Mlalo haben wir uns in kleinere Gruppen aufgeteilt und jede kleine Gruppe wurde von einem erfahrenen Freiwilligen in ihre jeweilige Einsatzstelle gebracht.
 
Gestern am 13. August kamen wir nach über 30 Stunden Fahrt in Bukoba, meiner Einsatzstadt an.
Heute habe ich noch 2 andere Freiwillige in ihre jeweiligen Einsatzstellen bei mir in der Nähe begleitet.
Morgen geh ich zum ersten Mal in mein Büro. Bin mal gespannt was mich da erwartet.