Montag, 21. Januar 2013

Motorrad


Da ich nun seit einiger Zeit auf 2 Rädern unterwegs bin, finde ich es ist an der Zeit um mal ein wenig darüber zu berichten. Motorrad heißt im Swahili pikipiki, der Kürze halber meistens einfach nur piki genannt. Aus demselben Grund wird auch meistens innerhalb der Freiwilligencomunity vom piki gesprochen, solche kleinen Swahili-Begriffe bürgern sich recht schnell ein, selbst wenn man deutsch spricht.
Zuerst einmal: Ich liebe mein piki!
Es macht mich wesentlich mobiler als ich es zu Fuß wäre, erhöht meine Spontanität und ermöglicht es mir schwere Dinge recht zügig zu transportieren. Das Gefährt wurde mir von der Arbeit gestellt, ist als quasi mein Dienstwagen. Grund dafür ist mein doch recht langer Weg zur Arbeit. Zu Fuß würde ich dafür locker eine Stunde hin und vermutlich noch länger zurück, da es dann bergauf geht. Reparaturen und Benzin muss ich leider selbst zahlen, aber die Vorteile sind das durchaus wert.
Zuerst einmal: In Tansania herrscht Linksverkehr! Was zu Beginn durchaus sehr gewöhnungsbedürftig war. Die Teilnahme am tansanischen Straßenverkehr erfordert meines Erachtens mehr Aufmerksamkeit, als die Teilnahme am deutschen Straßenverkehr. Die Fahrausbildung ist hier vorsichtig ausgedrückt nicht so hochwertig, wie man das aus Deutschland kennt und die Straßenverkehrsordnung ist häufig eine reine Auslegungssache. Wodurch sich aber durchaus auch Vorteile ergeben! Wenn es weniger Regeln gibt, kann jeder für sich individuell seine Art finden sich fortzubewegen. Trotz des vermeintlichen Chaos auf den Straßen passieren doch verhältnismäßig wenige Unfälle. Das Fahrverhalten ist zwar oft wenig vorausschauend, dafür aber passiv. An Kreuzungen entscheidet oft nicht das Regelwerk, sondern die Absprache per Blickkontakt. Unverzichtbare Kommunikationsmittel sind hierbei Lichtsignale, Hupe und Körpersprache. Eine Standartregel ist eine Art „Recht des Stärkeren“, sprich je schwerer oder stärker motorisiert das Gefährt ist, desto eher hat es Vorfahrt. Wenn man also piki fährt, wird man gegenüber einem LKW nicht auf die Rechts-Vor-Links-Regel beharren, gegenüber einem Fahrrad aber schon. Das ergibt sich oft auch aus den teilweise recht langen Bremswegen, auf Grund abgenutzter Bremsen. Ich habe bisher nur Erfahrungen in Bukoba als aktiver, motorisierter Verkehrsteilnehmer und kann daher nicht für andere Städte sprechen. Eine Besonderheit Bukobas ist sicherlich, dass es wesentlich mehr pikis als Autos gibt und allgemein recht langsam gefahren wird. Was sicherlich auch einen Grund für die wenigen Unfälle ist. Viele Straßen sind in regelmäßigen Abständen durch „Speedbumps“ unterbrochen, weswegen man nicht zu schnell fährt. Diese „Speedbumps“ sind mit einer Höhe von z.T. 50Cm durchaus Ernst zu nehmen, wenn man einen übersieht und mit zuviel Geschwindigkeit darüber fährt, ist das mindestens unangenehm, im schlimmsten Fall kann man durchaus die Kontrolle über das Fahrzeug verlieren. Aus diesem Grund sind die „Speedbumps“ eine bevorzugte Stelle für Polizeikontrollen. Einfach aufs Gaspedal treten funktioniert da nämlich nicht. Die Polizisten in Tansania lassen durchaus mit sich reden, dabei hat viel mit dem richtigen Auftreten zutun und weniger mit Argumenten, aber das trifft ja auf fast alle Situationen in Tansania zu. Im Zweifelsfall kann ein gewisser Betrag, den Herrn Polizisten auch gnädig stimmen.
Für mich ist das piki größtenteils ein Mittel zur Personenbeförderung, weniger um Lasten zu befördern. Für die Tansanier ist das etwas anderes. 5 volle Kästen Bier sind kein Problem für einen geübten Piki-Fahrer. Auch Tiere werden mit dem piki transportiert, geschätzte 5 lebende, an den Füßen zusammengebundene Hühne pro Lenkerseite habe ich schon mehrfach gesehen. Vom Korb auf dem Rücksitz, welcher höher ist als der Fahrer selbst, ganz zu Schweigen.
Einzige Limitierung für das fahren mit dem piki ist meistens das Wetter. Bei Regen reduziert man das Fahren mit dem piki aufs Minimum und nicht zu Unrecht. Man rutscht recht schnell weg. Während man wenn es trocken ist nur auf den Staub auf den Straßen achten muss, ist bei Regen langsames fahren und vollste Aufmerksamkeit gefragt. Starke Steigungen sind dann zT unpassierbar. Da mein Haus auf einem Berg liegt, gilt es also genau abzuwägen, ob eine Fahrt bei Regen sinnvoll ist, ob ich zurückkomme ist nämlich nicht garantiert.

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